Sprache ist die Schlüsselqualifikation für den Erwerb von Bildung.
Die sprachliche Bildung und damit auch die individuelle Sprachentwicklung begleiten uns das ganze Leben. Mit Sprache können wir uns anderen Menschen verbal, schriftlich, gestisch mitteilen und andere verstehen (vgl. Mußmann 2012). Ein sprachlich "normal" entwickeltes Kind hat bis zu seinem 4. Geburtstag gelernt, sich in seiner Muttersprache in korrekten, grammatisch geordneten Strukturen, in gut verstehbarer, altersgemäßer Aussprache aller Laute und Lautverbindungen sowie mit altersentsprechendem Wortschatz auszudrücken und situations-angemessen zu kommunizieren (vgl. Berufsverband Diagnostik 2011).
Treten jedoch Sprachbeeinträchtigungen auf, so können sich diese auf einer oder auf mehreren sprachlichen Ebenen zeigen.
Bei Kindern mit einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung (SSES) ist vorrangig die Sprache gestört. Es sind keine anderen Primärbeeinträchtigungen vorhanden, d.h. keine sensorischen Beeinträchtigungen (Hören, Sehen),keine neurologischen Schädigungen, keine mentale Retardierung (weitgehend normale Intelligenz), keine sozio-emotionale Auffälligkeit (Autismus).
Stufen der Prävention Förderschwerpunkt Sprachheilförderung
"Defizite bei der Sprachentwicklung nehmen weiter zu. Nur noch 57% der Kinder sprechen fehlerfrei Deutsch [...]. Vor der Einschulung besitzen 63% grenzwertige oder auffällige Deutschkenntnisse" (vgl. Voet, Cornelli 2012).
Es stellt sich die Frage, welche Kinder benötigen Sprachförderung im Rahmen der DaZ- Förderung der allgemeinen Schule, welche Sprachheilförderung. Fehleinschätzungen des Sprachstands sind häufig gegeben. Sprachentwicklungsstörungen bei mehrsprachigen Kindern werden nicht als solche erkannt oder Kinder mit unauffälligem mehrsprachigem Erwerb werden fälschlich als gestört klassifiziert (vgl. Kleissendorf & Schulz 2010).
Unsicherheiten führen also zu Über- und Unterschätzungen. Der Spracherwerb verläuft in Stufen und Etappen, in Phasen und Zeitfenstern und in der Regel ohne große Anstrengungen. Trotz einer festen Erwerbsreihenfolge erfolgt der Spracherwerb individuell. Er hängt von konkreten Entwicklungsbedingungen ab wie von der Hör- und Sehfähigkeit, von sozialen und kognitiven Kompetenzen sowie einem angemessenen Kommunikations- und Sprachangebot im Lebensumfeld. Mehrsprachige Kinder durchlaufen im Erwerb der deutschen Satzstruktur die gleichen Meilensteine, meistens sogar schneller und sie erwerben Deutsch umso besser, je früher sie damit beginnen.
Kinder mit Deutsch als früher Zweitsprache sind durch die Mehrsprachigkeit nicht überfordert. Jedoch können sie ebenso wie einsprachige Kinder von einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung betroffen sein (vgl. Voet, Cornelli 2012).
Indikatoren zur Ermittlung von Risikokindern (Chilla et al. 2010):
Bei Kindern und Erwachsenen mit AVWS liegt eine Störung der Hörverarbeitung zwischen dem Innenohr und dem Gehirn vor. Die "Ohren" hören genauso gut wie die eines Normalhörenden, allerdings werden die akustischen Impulse nicht korrekt an das Gehirn weitergeleitet.
Die Diagnose bezieht sich auf mehrere Bereiche, z.B.:
Für die Betroffenen bedeutet dies, dass die Informationsaufnahme von gehörter Sprache oder auch Geräuschen reduziert ist, insbesondere in ungünstigen Hörsituationen. So können Stör- und Hintergrundgeräusche in der Schule die Sinnerfassung komplexer Inhalte erschweren oder gar verhindern. Dies kann dann auch zu Verhaltensauffälligkeiten in Form von Unruhe, Unkonzentriertheit, scheinbarem Desinteresse und störendem Verhalten führen. Es gibt eine Vielzahl von Auffälligkeiten, an denen man AVWS erkennen kann. Bei einer starken Häufung der unten genannten Auffälligkeiten empfiehlt sich die Vorstellung bei einem Phoniater und Pädaudiologen.
Literatur: (vgl. AVWS Beratung+Praxis für Audiotherapie, Karen Morlock unter www.avws.de, Internetseite abgerufen 11.2.2013)
Die adäquate Förderung sprachbeeinträchtigter Schülerinnen und Schüler im inklusiven Unterricht setzt eine differenzierte, fachrichtungsspezifisch qualifizierte Diagnostik in Bezug auf die sprachlichen Kompetenzen des jeweiligen Kindes voraus. Von diesen ausgehend ist es erforderlich, die spezifischen Lernanforderungen des Unterrichtsgegenstandes mit den sprachlichen Lernerfordernissen zur Passung zu bringen.
Grundsätzlich wird jedes Unterrichtsfach bzw. jeder Unterrichtsgegenstand so zu immanenter Sprachförderung genutzt. Über allgemeine Fördermaßnahmen hinaus sind spezifische sprachheilpädagogische Fördermaßnahmen im Unterricht aber auch in Kleingruppen oder auch in der Einzelarbeit zu realisieren, um sprachbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler adäquat in ihrer (Sprach-) Entwicklung zu fördern.
Anforderungen an eine sprachförderliche Lernumgebung:
Gute Raumakustik, gegebenenfalls entsprechend ausgewählter Sitzplatz, angstfreie, sprachförderliche Lernatmosphäre, Schaffung vielfältiger Sprechanlässe, entsprechend differenzierte, modulierte und bewusst eingesetzte Lehrersprache
Die hier nur stichpunktartig aufgeführten Aspekte zu Anforderungen an die Lernumgebung erweisen sich in der Praxis als bedeutsame Faktoren eines gelingenden inklusiven Unterrichts, stellen sie doch die Grundlage jeder weiteren fachrichtungsspezifischen Förderung dar.
Diagnostische Verfahren im Beratungsprozess können für folgende Bereiche eingesetzt werden: Phonologie, Lexikon, Semantik, Grammatik, Satzbildung, Wortschatz, Semantische Relationen, Sprachverständnis, Sprachproduktion, Morphologie, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Auditive Merkfähigkeit, Kommunikation, Artikulation, Wortschatz, Begriffsbildung, Erfassung des Hörverständnisses im Deutschen, Überprüfung des muttersprachlichen Wortschatzes in der Erstsprache, Mundmotorik, Wahrnehmung, Motorik, Gedächtnis, kognitive, soziale und emotionale Aspekte. Einen Überblick über verschiedene Testverfahren bietet die Testzentrale (www.testzentrale.de).
In Einzelfällen kann auch bereits vor dem Einschulungstermin bei einem offensichtlichen umfassenden Förderbedarf im sprachlichen Bereich ein entsprechender Antrag gestellt werden. Für eine inklusive Beschulung müssen Barrieren, die zur Behinderung der Teilhabe am Unterricht führen (vgl. Mußmann 2012), abgebaut werden. Um Schülerinnen und Schüler mit Problemen im Bereich Sprache inklusiv zu fördern, müssen Lehr- und Lernmittel, Textmaterialien und auch die Lehrersprache individuell an die Entwicklungsstände der Schüler angepasst werden.
Es ist hilfreich, visuelle Hilfsmittel zu nutzen, um Lerninhalte zu unterstützen. Arbeitsanweisungen und Inhalte sollten in einfachen Sätzen angeboten werden, um eine Überforderung zu vermeiden. Zur optimalen Förderung bedarf es einer sonderpädagogischen, evtl. pädaudiologischen Diagnostik, eines individuellen Förderplans und der Gestaltung des Nachteilsausgleich (§7 SchulVerhGV). Die in der präventiven Arbeit angebahnten Fördermaßnahmen sollen intensiviert werden.
Beratungsangebote
Diagnostik und Auswertung, Beratung hinsichtlich Nachteilsausgleich, Hinweise für die Gestaltung adäquater Lernsituationen, Differenzierungsmöglichkeiten, Hinweise zu Materialien und Medien, Unterstützung in der Anschaffung geeigneter Materialien Beratung von Eltern z.B. bezüglich außerschulischer Förderung, Kooperation mit außerschulischen Institutionen
Förderangebote
Hörtraining in Kleingruppen für sog. Risikokinder
Förderung der
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